Feierliche Übergabe der Stiftungsurkunde am 11. November 2014 im Eisenstädter Martinsdom war großes ökumenisches Fest – Mönchsgemeinschaft in St. Andrä besteht seit 2016, mit dem Klosterbau wurde noch nicht begonnen
Eisenstadt, 04.11.2024 (KAP) Vor zehn Jahren, am 11. November 2014, wurde das erste orthodoxe Kloster in Österreich im burgenländischen St. Andrä/Zicksee offiziell begründet. Aus diesem Anlass war u. a. der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. ins Burgenland gekommen. Beim Festgottesdienst zum Martinifest in Eisenstadt wurde feierlich die Stiftungsurkunde für das neue Kloster in deutscher und griechischer Sprache verlesen. Unterzeichnet wurde die Urkunde vom katholischen Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis). Die orthodoxe Mönchsgemeinschaft in St. Andrä besteht seit 2016. Mit dem Bau der Klosteranlage wurde bislang allerdings noch nicht begonnen.
Bischof Ägidius Zsifkovics konnte 2014 zum Festgottesdienst neben Patriarch Bartholomaios und Metropolit Arsenios auch weitere Metropoliten des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel begrüßen. Mit Bischof Zsifkovics konzelebrierten bei dem Festgottesdienst zudem u. a. Kardinal Kurt Koch, Präsident der Vatikan-Behörde zur Förderung der Einheit der Christen, der Südtiroler Bischof Ivo Muser und der damalige Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen (1943-2022). Der damalige Superintendent Manfred Koch vertrat die Evangelische Kirche.
Ein Exemplar der Stiftungsurkunde überreichte Bischof Zsifkovics Patriarch Bartholomaios, ein zweites Exemplar Metropolit Arsenios. Mit dem Kloster sollte den orthodoxen Christen Pannoniens ein spiritueller Ort geschenkt werden, hieß es in der Urkunde. Das neue Kloster solle „einen Raum gelebter, von Nächstenliebe und Respekt getragener Ökumene zwischen orthodoxen und katholischen Christen“ ermöglichen.
Der Ökumenische Patriarch hatte am Vorabend des Martinsfestes bereits St. Andrä besucht und dabei auch das Grundstück besichtigt, wo das Kloster entstehen soll. In der katholischen Pfarrkirche von St. Andrä betete der Patriarch für die Einheit der Christen und für das gute Gelingen des Klosterprojekts. In seiner Ansprache beim Gottesdienst im Martinsdom in Eisenstadt dankte Bartholomaios der Katholischen Kirche im Burgenland für die Hilfe bei der Errichtung des Klosters. Dieses neue Kloster solle zur Einheit der Christen beitragen, betonte der Patriarch. Die Christen müssten gemeinsam den Herausforderungen der Gegenwart begegnen, zeigte sich Bartholomaios überzeugt.
Kardinal Koch verlas am Ende des Gottesdienstes ein Grußwort von Papst Franziskus. In diesem Grußwort würdigte der Papst die ökumenische Geste der Diözese Eisenstadt und hob zugleich die Brückenfunktion zwischen Ost und West hervor, die der Diözese zukomme.
Mönchsgemeinschaft besteht seit 2016
Der Baubeginn des Klosters verzögerte sich schon in den ersten Jahren immer wieder. Dafür wurden in St. Andrä zwei Häuser gekauft, die zu einem kleinen Kloster mit Kapelle, Gästehaus und Mönchszellen umgestaltet wurden und in dem die orthodoxen Mönche ihr spirituelles und liturgisches Leben pflegen. Die Integration in die Ortsgemeinschaft ist inzwischen gut gelungen, nicht zuletzt auch ein Verdienst des 2015 gegründeten Vereins „Freunde des Klosters Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee“.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Aktivitäten des Klosters zu unterstützen. Martin Brasch, der frühere langjährige Obmann des Vereins, wird dafür von Bischof Zsifkovics am 10. November im Rahmen einer Feierstunde im Eisenstädter Martinsdom mit dem Martinsorden in Gold ausgezeichnet. Brasch – nunmehr Ehrenobmann – habe sich nicht zuletzt auch bei der Überwindung einiger lokaler Widerstände gegen das Klosterprojekt große Verdienste erworben, hieß es dazu vonseiten des Vereins.
Der Verein hat es sich zudem zur Aufgabe gemacht, neben den Kloster-Aktivitäten auch eigene inhaltliche und karitative Akzente zu setzen. Bereits zwei Mal wurden Benefiz-Kabaretts mit dem burgenländischen Militärdekan Alexander Wessely in St. Andrä organisiert. Mit den Spenden wurden Hilfsgüter für das „VinzenzGwölb“ in Wien angeschafft: Winterkleidung, haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel. Das „VinzenzGwölb“ der „Barmherzigen Schwestern“ in Wien ist eine Verpflegungsstelle für obdachlose und Not leidende Menschen.
Grundsteinlegung 2020
Der Grundstein zum Klosterneubau wurde im September 2020 gelegt. Aus verschiedenen Gründen wurde aber mit dem eigentlichen Bau bisher noch nicht begonnen. Das Kloster „Maria Schutz“ soll im Endausbau aus vier etwa sechseinhalb Meter hohen Trakten bestehen, die in Form eines Quadrates angeordnet sind. In der Mitte ist eine Kirche vorgesehen, deren höchste Stelle etwa 13 Meter in die Höhe ragen wird. Nach dem Kirchenbau sollen die weiteren Gebäude folgen, darunter Zellen für die Mönche, Empfangsräume, Bibliothek, Refektorium, Nebenräume und Werkstätten. Acht bis zwölf Mönche sollen in dem Gebäude Platz finden. Auch ein Gästehaus ist geplant.
Aktuell zählt die kleine Klostergemeinschaft inklusive Metropolit Arsenios, der das Amt des Abtes ausübt, sechs Personen. Im Oktober 2024 ist der erste Abt des Klosters, Paisios Jung, nach langer schwerer Krankheit verstorben. Er stand der orthodoxen Mönchsgemeinschaft von 2016 bis 2022 vor.
© Kathpress, 04.11.2024 – Mit freundlicher Genehmigung von MMag. Georg Pulling.