Die orthodoxe Kirche gedenkt am 6. Jänner der Taufe Jesu im Jordan. Im Evangelium nach Lukas offenbarte sich Gott bei diesem Ereignis Johannes dem Täufer und den anwesenden Menschen: „Während er [Jesus] betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3, 22–23).
Theophanie nach dem alten Kalender am 19. Jänner
Während die meisten autokephalen Kirchen, darunter auch die griechisch-orthodoxe, Theophanie am 6. Januar feiern, wird dieses Fest von den altkalendarischen Kirchen (u. a. der serbisch-orthodoxen Kirche) erst am 19. Jänner begangen. Traditioneller Bestandteil der Feierlichkeiten ist die sogenannte Große Wasserweihe. Die Zeremonie ist seit dem vierten Jahrhundert bezeugt und kam vermutlich von Jerusalem über Konstantinopel nach Europa. Mittlerweile gibt es auch in Österreich vielerorts orthodoxe Wasserweihen, an denen regelmäßig auch Vertreter anderer Kirchen teilnehmen. So auch am Zicksee von Sankt Andrä, an dem bis 2020 jährlich eine Große Wasserweihe im Beisein von Metropolit Arsenios (Kardamakis) und Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sowie zahlreichen Gläubigen aus dem Ort und der Umgebung stattgefunden hat.
Die Feier der Großen Wasserweihe
Dieser traditionelle Ritus gehört zu den eindrucksvollsten Feiern der orthodoxen Kirche. Sie stellt einen Teil der Göttlichen Liturgie zum Festtag der Theophanie dar und findet in der Regel an Gewässern im Freien statt. Nur in Ausnahmefällen kann der Ritus auch im Kircheninneren stattfinden. Das zu weihende Wasser wird dann dort in einem meist größerem Gefäß bereitgestellt.
Kreuz wird dreimal ins Wasser getaucht
Den zeremoniellen Höhepunkt der Großen Wasserweihe stellt das Segensgebet und das anschließende dreimalige Untertauchen des Kreuzes im Wasser dar. In manchen Regionen ist es dabei üblich, dass das Kreuz dabei weit in das Wasser geworfen wird und Erwachsenen dann dieses schwimmend wieder zurück bringen.
Weihwasser für zuhause
Vielerorts gehört es zur Tradition, dass die anwesenden Gläubigen das gesegnete Wasser in Flaschen abfüllen und mit nachhause nehmen. Sie segnen damit ihre Familie, ihre Häuser oder Wohnungen, die Haustiere und besondere Habseligkeiten.
Die Weihe gilt der gesamten Schöpfung
Durch die Taufe Jesu im Jordan wurde laut orthodoxer Theologie das Wasser dieses Flusses und aller Gewässer weltweit gesegnet. Deshalb werde, wie orthodoxe Theologen betonen, mit der Großen Wasserweihe die gesamte Schöpfung geweiht. Die Große Wasserweihe sei somit auch ein Zeichen für den Einsatz der Christen für die Bewahrung der Schöpfung.